STARTUP ITALIA | INNOVATIVE ENERGIE: DIE GESCHICHTE VON FLASH BATTERY
22/07/2020 – StartUp Italia
Wenn der Automotive-Sektor momentan unter einer schweren Post-Gesundheitskrise leidet, so gilt dies in keinster Weise für elektrisch betriebene Fahrzeuge und Industriemaschinen. Dem E-Mobility 2020 Bericht zufolge decken Elektro- und Hybridautos heute 15 % des Automarktes ab. Besser noch: „Der Elektrifizierungssektor hat auch während des Lockdowns weitergearbeitet und erlebt eine Phase des Wachstums“, sagt Marco Righi, CEO und Gründer von Flash Battery, einem Unternehmen in Calerno Sant’Ilario d’Enza (Reggio Emilia), das sich seit 2012 mit der Herstellung von Lithiumbatterien für elektrisch betriebene Fahrzeuge und Industriemaschinen befasst, die einen hohen Personalisierungsgrad erfordern. Man kann also zukünftig von einer weiteren Wachstumsspanne ausgehen. Und das auch dank einer aus Italien stammenden Technologie, die etwas sehr anderes bietet, als das, was wir von einer Batterie zu erwarten gewohnt sind.
Die Batterien von Flash Battery haben etwa ein Drittel des Gewichts von Bleibatterien und lassen sich viel schneller aufladen: dank der Fast Charge Technologie brauchen sie nur 25 Minuten, um zu 50 % aufgeladen zu werden. Sie lassen sich durch Lösungen personalisieren, die auf der Grundlage der Nutzung und Anwendung des Kunden entstanden sind. Dabei wird einem Prozess gefolgt, der von der Planung über die Herstellung bis zur Installation geht. „Das Steuerungssystem der Batterien (BMS), das wir entworfen haben und für das vor kurzem ein Patent angemeldet wurde, erlaubt es, deren Status aus der Ferne zu kontrollieren und dank der sehr hohen Zuverlässigkeit unserer Batterien braucht sich der Kunde keine Sorgen um die Wartung zu machen“, erklärt Righi.
Eine innovative Technologie, aufgrund derer Flash Battery zu den 17 von der Europäischen Kommission ausgewählten Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Bereich des IPCEI-Projektes gehört, welches die Forschung und Innovation im Batteriesektor vorantreibt und im Einklang mit den im Pariser Abkommen eingegangenen Verpflichtungen steht. Diese Unternehmen, davon 5 italienische, sind damit beauftragt, innovative Technologien im Sektor der Lithium-Ionen-Batterien zu entwickeln, die die im Bereich Kosten, Leistung und Sicherheit gesteckten Ziele einhalten und dabei die momentan auf dem Markt nicht verfügbaren hohen Standards erfüllen. „Flash Battery bedient sich eines absolut proprietären Steuerungssystems, das die Betriebsdaten an das Flash Data Center und den Endkunden schickt, der zeitgleich mit den auftretenden Problemen umgehen kann“, erklärt der CEO des Unternehmens weiter. „Auf diese Weise kann die Unterstützung von jeder Person aus der Ferne geleistet werden“. Die Fernsteuerung analysiert die erhaltenen Daten täglich und übermittelt der Flash Battery Service-Abteilung mögliche Warning-Meldungen, Störungen oder Fehlanwendungen seitens des Benutzers. All dies dient, durch rechtzeitiges Eingreifen, der Vermeidung möglicher Ausfälle.
Die im Automotive-Sektor begonnene Arbeit von Flash Battery hat sich mit der Zeit auf das Gebiet der elektrisch betriebenen Fahrzeuge und Industriemaschinen konzentriert. Die Gründung dieses Unternehmens, das heute 13 Millionen Euro umsetzt und 52 Mitarbeiter zählt, erfolgte auf eine ungewöhnliche und auch etwas unvorhersehbare Weise: „Mein Vater hatte eine kleine Firma, in der er Hochfrequenz-Batterieladegeräte herstellte. In den 80er Jahren war das eine völlig neue Technologie und der zugehörige Markt war klein: Bis dann das Unternehmen in den 2000er Jahren expandierte und 60.000 Einheiten pro Jahr produzierte. Ich war schon immer von der Elektronik begeistert und zusammen mit meinem Freund und jetzigen Gesellschafter, Alan Pastorelli, stellten wir Steuergeräte her, um zum Tempo der Musik die stroboskopische Beleuchtung auf Partys zu steuern. Ab dem Alter von 15 Jahren wurde ich jeden Sommer von der Firma eingestellt, um in der Reparaturabteilung auszuhelfen. Eine ideale Aufgabe, um die Grundlagen dieser Materie zu erlernen, und ich träumte davon, diese Gegebenheiten eines Tages mit meinem Vater weiter ausbauen zu können.
Dann, im Jahre 2006, das unvorhergesehene Ereignis: „Ich war bei einem Kunden aus Kalifornien, um Batterieladegeräte zu entwickeln, als ich einen Anruf von meinem Vater erhielt, der mir mitteilte, dass er die Firma verkauft habe“, berichtet Marco. Das war eine kalte Dusche für einen jungen Mann, der zusehen musste, wie sich seine Träume und Projekte in Luft auflösten. „Ich entschloss mich, zu kündigen und mein Studium so schnell wie möglich abzuschliessen. Nach dem Abschluss meines Studiums arbeitete ich einige Jahre lang als Kaufmann in einer Ausbildungsstätte. Meine Begeisterung hatte jedoch nicht nachgelassen und in der Freizeit half ich bei der Installation von Alarmanlagen“, berichtet der CEO. „Im Jahr 2009 ging ich zu einem Freund, der elektrisch betriebene Industriefahrzeuge herstellte, und dort sah ich zum ersten Mal Lithiumbatterien aus China, die jedoch von schlechter Qualität waren.“
In diesem Moment kam die Erleuchtung: „Ich dachte, wenn ich die technischen Probleme lösen würde, dann hätte ich eine Innovation für alle Industrieanwendungen gefunden. Ich begann in meiner Garage mit Analysen und Experimenten“, berichtet Righi weiter. „Das Problem war, eine neue Technologie für Lithiumbatterien zu entwickeln und diese mit einem Management- und Kontrollsystem auszustatten. Das waren zweieinhalb Jahre Studien- und Forschungsarbeit bevor Flash Battery im Jahr 2012 gegründet wurde.“ Ein innovatives System, das sich von dem der Konkurrenz dadurch unterschied, dass ein Zellenausgleich auch in den größten und leistungsstärksten Batteriepaketen stattfinden konnte.
„Dann kamen die ersten Anfragen. Ich erinnere mich an die erste echte Anwendung bei einem multinationalen koreanischen Unternehmen, das uns beauftragte, einen Alfa Mito mit Verbrennungsmotor zu elektrifizieren, bei dem die Benzin-Kraftstoffanlage entfernt worden war. Nach und nach kamen andere Kunden, immer aus dem Automotive-Sektor, und seit 2013 arbeiten wir mit dem Unternehmen Elettric80 zusammen, das heute unser Gesellschaftspartner ist. Sofort nach der Eröffnung des Betriebs haben wir im Januar 2012 einen wichtigen Auftrag aus China angenommen, der uns auch einen Rekord eingebracht hat, weil wir in der Lage waren, einen Fiat Multipla zu elektrifizieren, der bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h über 800 km mit nur einer einzigen Aufladung gefahren ist“, erinnert sich der CEO. „Innerhalb von 3 Jahren sind wir von einem Umsatz von 2 Millionen auf 13 Millionen Euro gekommen. Heute besteht unser Team aus 52 Mitarbeitern, und wir rechnen trotz der aktuellen und in Zukunft anhaltenden Wirtschaftskrise damit, dass wir im kommenden Jahr einen Umsatz von 18-19 Millionen Euro haben werden. Ich glaube, dass der Schlüssel unseres Erfolges darauf zurückzuführen ist, dass wir – abgesehen von unserer Leidenschaft, die uns immer dazu gebracht hat, nach vorne zu blicken und unserem tiefen Glauben an das, was wir tun – unser Unternehmen nicht so sehr als Startup, sondern als Industrieunternehmen betrachtet haben.“
„Heute beliefern wir verschiedene Industriesektoren: vom Bereich Flughäfen zur Abfallsammlung, Landwirtschaft, bis hin zur Anwendung unserer Batterien auf Hubarbeitsbühnen, Schiffen, Kranen und Robotern“, berichtet der CEO weiter. „Wir arbeiten vor allem auf dem europäischen Markt in Italien, Deutschland, Frankreich und in den Benelux-Staaten, Gebiete, in denen wir Partnerschaften mit Systemintegratoren geschlossen haben. Daher werden wir in den nächsten beiden Jahren weiter in Europa expandieren, um uns dann auf den Weltmarkt zu konzentrieren. Indirekt sind unsere Batterien bereits in 54 Ländern der Welt vertreten, und wir pflegen auch viele Kontakte zu den Universitäten.“
Diesbezüglich besteht immer eine gewisse Aufmerksamkeit darauf, Innovation und Forschung, als grundlegende Elemente für gegenwärtige und zukünftige Geschäfte, nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn einerseits der Umsatz wächst und wichtige Abkommen geschlossen werden, andererseits wurde vor kurzem in Reggio Emilia ein neuer Standort eröffnet und die Suche nach einzustellenden Talenten geht, trotz dieser besonderen Zeit für die Wirtschaft Italiens und der Welt, weiter: „Flash Battery wird weiterhin in Forschung & Entwicklung investieren“, sagt der CEO abschließend, „um im Laufe der Zeit immer günstigere, kleinere und leichtere Batterien herstellen zu können.“ Mit der Ambition, in diesem Sektor unter den wichtigsten Playern zu bleiben, wie bereits jetzt auf kontinentaler Ebene, dank der Innovation Made in Italy.